Was kostet eine Solaranlage in der Schweiz?
Diese Frage stellen sich viele Hausbesitzer in der Schweiz, die mit der Produktion von Erneuerbaren Energien wirtschaftlich von der Energiewende profitieren wollen. In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die wirtschaftlichen Aspekte einer Solaranlage, speziell Photovoltaikanlagen. Mit Photovoltaikanlage ist hierbei eine Anlage gemeint, die durch die Umwandlung von Sonnenenergie Strom erzeugt.
Die Bestandteile einer PV-Anlage
Kosten einer PV-Anlage: Übersicht
Die Kosten einer PV-Anlage setzen sich aus zahlreichen Komponenten und Leistungen zusammen. Im Wesentlichen kommt es darauf an, welche Leistungen konkret bei der Realisierung einer PV-Anlage gewünscht sind und in welcher Qualitätsstufe diese ausgeführt werden sollen. Im Folgenden bieten wir einen Überblick über die einzelnen Komponenten und Leistungen, die bei der Planung einer PV-Anlage berücksichtigt werden müssen:
Kostenpunkt Komponenten: PV-Module, Wechselrichter und Unterkonstruktion
Die PV-Module sind das Herzsteck einer PV-Anlage. Es sind die PV-Module, die Sonnenlicht mit Hilfe von Solarzellen in elektrische Energie umwandeln.[i][ii] Der Wirkungsgrad der Zellen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, wodurch die Leistungsstärke von einzelnen PV-Modulen immer höher wurde. So erreichen PV-Module, die im privaten Bereich verwendet werden, mittlerweile Leistungsstärken von 440 Watt / pro Modul.[iii]
Bei den Modulpreisen gibt es grosse Unterschiede. Vor allem der Herstellungsort hat einen grossen Einfluss auf die Kosten. PV-Module, die in Asien hergestellt werden, sind aktuell rd. 70-80 % günstiger als PV-Module, die in Europa hergestellt werden. Trotz der grossen Preisunterschiede überzeugen die asiatischen Hersteller oft mit technologischen Innovationen und die Qualität der führenden asiatischen Hersteller wird in Leistungstest regelmässig als sehr gut bezeichnet.[iv] Der Anteil der PV-Module an den Gesamtkosten einer 10 kWp-Anlage beträgt rd. 15 %.
Der nächste Kostenblock einer Solaranlage wird durch den Wechselrichter bestimmt. Wechselrichter wandeln den von den PV-Modulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um. [v] Wechselrichter sind somit das Bindeglied zwischen PV-Modulen und dem Stromnetz, das mit Wechselstrom betrieben wird. Dabei muss der eingespeiste Strom and die Frequenz und Höhe der Spannung des Stromnetzes angepasst werden. Wie bei den PV-Modulen gibt es deutliche Preisunterschiede bei den Wechselrichtern. Es gibt zahlreiche führende Hersteller aus Europa, wie bspw. SMA, Fronius und Kostal. Diese Hersteller zeichnen sich oft durch innovative Produkte aus, die sich in der Regel auch mit weiteren Geräten wie Batteriespeicher, Wallboxen und Wärmepumpen integrieren lassen. Aber auch die asiatischen Hersteller haben in den letzten Jahren sehr überzeugende Produkte auf den Markt gebracht und auch hier lassen sich bei den namhaften Herstellern weitere Produkte anschliessen.[vi] Der Anteil
der Wechselrichter an den Gesamtkosten einer 10 kWp-Anlage beträgt rd. 10 bis 15 %.
Die Kosten für die Unterkonstruktion werden bei der Kostenermittlung oftmals vernachlässigt. Wenn man jedoch die Aufgabe der Unterkonstruktion und die Langlebigkeit von PV-Modulen betrachtet, wird deutlich, dass auch bei der Unterkonstruktion eine qualitativ überzeugende Lösung gefunden werden muss. Es bietet sich von daher an, die Auswahl der Unterkonstruktion bereits bei der Planung der PV-Anlage auf die Auswahl der PV-Module abzustimmen. Führende europäische Hersteller, wie z.B. Aerocompact arbeiten hier mit intelligenten Planungstools eng mit PV-Installateuren zusammen, um für Privatkunden zuverlässige und wirtschaftliche Lösungen zu finden.[vii] Der Anteil der Unterkonstruktion an den Gesamtkosten einer 10 kWp-Anlage beträgt rd. 10 %.
Montage- und Installationskosten
Die Kosten einer PV-Anlage werden für Privatkunden jedoch nicht nur durch die Kosten der Komponenten beeinflusst, sondern es sind auch die Kosten zu berücksichtigen, die bei der Montage der Anlage entstehen. Die Montagekosten umfassen dabei den
- Aufbau eines SUVA-konformen Gerüsts,
- die Montage der Unterkonstruktion auf dem Dach
- das Befestigen der Module auf der Unterkonstruktion
- das Anschliessen der PV-Module an die PV-Kabel
- den Anschluss der PV-Kabel (DC-seitig) an den Wechselrichter
- den Anschluss der PV-Kabel (AC-seitig) an das Stromnetz
Der Anteil der Montage- und Installationskosten an den Gesamtkosten einer 10 kWp PV-Anlage beträgt rd. 60-65 %.
Laufende Kosten für Photovoltaik
Die laufenden Kosten einer PV-Anlage sind im Vergleich zur Anfangsinvestition deutlich geringer. Durch die Langlebigkeit der Produkte (PV-Module haben Produkt- und Leistungsgarantien von bis zu 30 Jahren und auch die Lebensdauer von Wechselrichtern beträgt bis zu 20 Jahre)[viii] sind Ersatzreparaturen äußerst selten. Kosten fallen für die Wartung der Elektroinstallationen und der Reinigung und Überprüfung der Dachkonstruktion an, wobei diese Arbeiten je nach Lage der PV-Anlage nur in mehrjährigen Abständen erforderlich sind.[ix]
Die Kosten- und Preisentwicklung von PV-System
In den vergangenen Jahrzehnten kam es bei PV-Systemen zu einem stetigen Rückgang der Kosten. Dieser Rückgang wurde um das Jahr 2020 gestoppt, als die Preise für die Komponenten, aber auch die Montagekosten wieder stiegen. Seit dem zweiten Halbjahr 2023 kann wieder ein Rückgang bei den Kosten für einige der Komponenten, insb. bei den PV-Modulen, beobachtet werden, der sich auch in sinkenden Gesamtkosten niederschlägt.[x] Ein weiterer Rückgang der PV-Systemkosten wird jedoch durch die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt verhindert. So ist auch die Schweiz von einem Facharbeitermangel betroffen, wodurch der Preisdruck bei den Montagekosten hoch bleibt.
Preisbandbreiten
Investitionskosten für Photovoltaikanlage
Werden die oben angeführten Komponenten und Leistungen berücksichtigt, ergibt sich in der Schweiz aktuell (Stand: Januar 2024) eine Preisbandbreite von 15‘000 CHF bis 32‘000 CHF für PV-Aufdach-Anlagen mit einer Größe von 10 kWp. Die große Streuung der Bandbreite ist auf die oben beschriebene Gestaltungsmöglichkeit bei Auswahl der Komponenten wie PV-Module, Wechselrichter und Unterkonstruktion zurückzuführen. Auch variieren die Montagekosten deutlich, da es bspw. bei den Gerüstkosten sehr grosse Unterschiede gibt, wie aufwändig und gross das Gerüst gebaut werden muss, um die Sicherheit der Monteure jederzeit und zuverlässig zu gewährleisten
Aus der oben genannten Bandbreite ergeben sich durchschnittliche Kosten von rd. 1‘500 CHF bis 3‘200 CHF pro Kilowatt-Peak.
Auf den Preis pro Quadratmeter bezogen ergeben sich durchschnittliche Kosten von rd. 900 bis 2‘000 CHF.
Die durchschnittlichen Kosten beziehen sich auf eine Aufdach-Anlage. Für Indach-Anlagen ist je nach Ausführung von deutlich höheren Kosten auszugehen.
Da zahlreise Kostenelemente von PV-Anlagen fixe oder spungfixe Kosten sind, ist generell davon auszugehen, dass die durchschnittlichen Kosten mit steigender Anlagengröße massgeblich sinken. So beginnen, je nach Konfiguration und Rahmenbedingungen vor Ort die kWp-Preise für eine 20 kWp-Anlage bereits bei 1‘200 CHF / kWp. Umgekehrt steigen die durchschnittlichen Kosten bei sinkender Anlagengröße. Bei einer Anlagengröße von 5 kWp ist mit einem Aufschlag / kWp von bis zu 50 % ggü. den durchschnittlichen Kosten ein 10 kWp-Anlage zu rechnen.
Da Privatkunden in der Regel PV-Komplettsysteme installieren lassen, ist es für Privatkunden empfehlenswert, eine Kostenermittlung durch das Einholen von Angeboten von PV-Installateuren durchzuführen. Im Gespräch mit dem PV-Installateur werden kundenspezifische Anforderungen besprochen und darauf aufbauend eine PV-Anlage geplant und offeriert.
Kosten für Photovoltaik Batteriespeicher
Durch die Verwendung eines Batteriespeichers werden die Investitionskosten einer PV-Anlage erhöht. Gleichzeitig kann aber der Eigenverbrauch von PV-Strom gesteigert werden und so auch die Rentabilität der gesamten Anlage erhöht werden, was durch die höhere Rendite auch zu einer schnelleren Amortisation der Investition führt. Durch die Einbindung eines Batteriespeicher mit rd. 5 kWh-Speicherkapazität erhöhen sich die PV-Systemkosten einer 10 kWp-Anlage um rd. 30 %.
Kosten für die Wallbox
Als optimale Ergänzung eines PV-Systems wählen viele Privatkunden die Integration einer Wallbox in das PV-System. Mit einer Wallbox können Elektrofahrzeuge geladen werden und somit der Eigenverbrauch in der Regel signifikant erhöht werden. Durch die Installation einer Wallbox erhöhen sich die PV-Systemkosten einer 10 kWp-Anlage um rd. 15 %.
Tiefere Preise dank Solar-Förderung
Um möglichst vielen Privatverbrauchern die Installation einer PV-Anlage zu ermöglichen, gibt es auch in der Schweiz staatliche Förderprogramme. Auf https://pronovo.ch/de/services/tarifrechner/ können Interessenten ihren Förderbetrag (Einmalvergütung) und Vergütungssatz berechnen. Bitte beachten Sie, dass sich Förderkonditionen regelmäßig ändern können und es keinen rechtlichen Anspruch auf zukünftige Förderungen gibt. Zudem gibt es oftmals Förderprogramm auf kantonaler und kommunaler Ebene.
Die Bedeutung der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Wann lohnt sich eine PV-Anlage?
Die Frage nach den Kosten einer PV-Anlage sollte nie ohne die Frage nach der Rentabilität einer PV-Anlage gestellt werden. Zwar stellt die Investition in eine PV-Anlage in der Regel eine der größten Investitionen für private Hausbesitzer dar, die im Lebenszyklus einer Immobilie anfallen, jedoch sollten bei der Entscheidungsfindung stets die zukünftigen Effekte auf die Betriebskosten und die Werthaltigkeit der Immobilie berücksichtigt werden. So erhöht eine PV-Anlage zum einen den Wert der Immobilie. Zum anderen sinken die monatlichen Betriebskosten.
Eigenverbrauch als Schlüssel für die Rentabilität
Wie stark die Betriebskosten sinken können, hängt dabei in der Regel davon ab, inwieweit der Eigenverbrauch durch PV-Strom gedeckt werden kann. Umso höher der Autarkiegrad, also der Anteil von PV-Strom am gesamten Strombedarf, ist, umso schneller lässt sich die Investition in die Solaranalage zurückzahlen.
Geld verdienen mit Solarenergie (Einspeisevergütung)
Besitzer von PV-Anlagen sparen jedoch nicht nur durch sinkende Betriebskosten. Nicht im Haushalt benötigter PV-Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Für die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz erhält der Besitzer der PV-Anlage eine Einspeisevergütung. Die Höhe der gezahlten Einspeisevergütung / kWh variiert in der Schweiz sehr stark, die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die im Jahr gezahlten Einspeisevergütungen:
Mehr als 65 der Schweizer Bevölkerung leben im Versorgungsgebiet der 30 grössten Schweizer EWs. Die folgende Abbildung zeigt die Vergütungen für Einspeisungen aus einer PV-Anlage mit einer Leistung von 10kVa (Stand 17.01.2024).
Eigenverbrauchsgemeinschaften eröffnen neue Möglichkeiten
Eine in der Schweiz weit verbreitet Möglichkeit, den Eigenverbrauch zu erhöhen ist der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV). Hier können sich bspw. Stockwerkseigentümergemeinschaften zusammenschliessen und so den Anteil des PV-Stroms, der von den Besitzern der PV-Anlage direkt verbraucht wird, spürbar erhöhen, wodurch die Rentabilität der Anlage steigt.[xi]
Investition als Steuerabzug
Die Rentabilität einer PV-Anlage kann sich deutlich erhöhen, wenn die Investition als Liegenschaftsunterhalt vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden kann.[xii] Der Steuervorteil ist hierbei abhängig vom Einkommensteuersatz. Es wird empfohlen, konkrete Fragen zur steuerlichen Gestaltung mit Ihrem Steuerberater zu besprechen. Ebenso können sich Privatpersonen an den Verband unabhängiger Energieerzeuge wenden (www.vese.ch).
Durch Finanzierung die eigene PV-Anlage ermöglichen
Aufgrund der Langlebigkeit der Produkte stellt die Finanzierung einer PV-Anlage durch Darlehen in der Regel kein Problem dar. Durch eine Fremdfinanzierung der PV-Anlage wird die anfänglich hohe Belastung vermieden. Durch die sinkenden Betriebskosten kann oftmals sogar die monatliche Belastung gleichgehalten werden. Nach Rückzahlung des Darlehens ergibt sich meist eine spürbare Entlastung, da die PV-Anlage noch viele Jahre zuverlässig Strom liefern wird.
Fazit
Die Preise für PV-Anlagen in der Schweiz sind aktuell sehr attraktiv und Hausbesitzer, die eine PV-Anlage realisieren, können wirtschaftlich von sinkenden Betriebskosten und den Einnahmen durch die Einspeisevergütung profitieren. Dennoch stellen die anfänglichen Investitionskosten für viele Hausbesitzer noch immer eine hohe Hürde dar. Um dennoch von der Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen zu profitieren, bietet es sich von daher oft an, mit Ihrem PV-Installateur die unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten zu besprechen.